Erstmalig angehende Textilgestalterin als "Lehrling des Monats" geehrtVom Musikgymnasium zur Textilgestaltung
Svenja Siebenhaar ist in München aufgewachsen, für ihre Ausbildung jedoch in die Heimat ihrer Familie, die Lausitz, zurückgekehrt. In der Jende Manufaktur GbR lernt sie bereits im dritten Lehrjahr den Beruf der Textilgestalterin und ist damit aktuell die Einzige im Kammerbezirk Cottbus. Die Handwerkskammer Cottbus (HWK) und deren Versorgungswerk zeichneten die junge Frau mit dem Titel "Lehrling des Monats" aus.
Svenja Siebenhaar ist in München aufgewachsen und besuchte dort ein Musikgymnasium. Die bayrische Hauptstadt war ihr allerdings etwas zu groß. "Ich mag es lieber ruhiger", sagt die 21-Jährige, die aus einer Familie mit Wurzeln in der Lausitz stammt. In der Forster Posamenten Manufaktur fand sie den passenden Betrieb, um Textilgestalterin in der Fachrichtung Posamentieren zu werden. Bundesweit ist sie eine von nur zwei jungen Frauen, die diesen Handwerksberuf derzeit im 3. Lehrjahr erlernen. Sie liebt es, verschiedene Stoffe mit ihren Händen zu bearbeiten und besitzt ein ausgeprägtes Stil- und Farbenverständnis.
"Der Beruf der Textilgestalterin ist so selten, dass ihn viele Menschen gar nicht kennen. Diese Einzigartigkeit entsteht durch sehr viel Handarbeit, die keine Maschine ersetzen kann. Das ist handwerkliches Wissen, was weitergegeben werden muss. Wer Handarbeiten wie Makramee, Häkeln, Flechten oder Stricken liebt, der ist in diesem Beruf genau richtig", so Svenja Siebenhaars Einschätzung.
"Svenja ist sehr geschickt und kreativ", lobt Unternehmerin Diane Maren Jende. Sie ist froh, dass es noch junge Menschen gibt, die die Handwerkskunst des Stickens, Strickens, Klöppelns, Filzens, Webens und Posamentierens erlernen wollen. "Posamenten werden erst seit 2006 in Forst (Lausitz) produziert und sind mittlerweile in Deutschland zur großen Rarität geworden. Wir erhalten dieses Handwerk, indem wir ausbilden. Bisher waren es Raumausstatterinnen. Svenja Siebenhaar ist die erste Textilgestalterin", schildert die Inhaberin.
Fast 20 Jahre führte das Ehepaar Jende in Potsdam ein Geschäft für Inneneinrichtung. Vor zehn Jahren übernahmen sie die Manufaktur in Forst und produzieren hier die begehrten Produkte für Raumausstatter, Fachhandel, Inneneinrichter, Restauratoren und Textildesigner sowie Liebhaber.
Die Schmucktextilien hängen im Schloss Branitz, dem Dresdner Residenzschloss, dem Staatsschauspiel Dresden oder auch im Jagdschloss Granitz. Viel Patriotismus, viel Herzblut und noch viel mehr Leidenschaft investieren Diane Maren und Christian Jende, um dieses Handwerk aus der Lausitz fortzuführen. Bereits im Jahr 2016 wurde das Unternehmen mit dem Zukunftspreis Brandenburg ausgezeichnet.
Hintergrund:
Die Berufsschule für die Textilgestalter befindet sich in Plauen (Vogtland). Die Klasse im 3. Lehrjahr hat zwei Auszubildende. Svenja Siebenhaar ist die einzige Auszubildende in der Fachrichtung Posamentieren. Die andere junge Frau spezialisiert sich auf das Besticken von Fahnen.