Inklusion: "Sie müssen nur wollen"
Etliche südbrandenburgische Handwerksbetriebe geben jungen Menschen mit Behinderung eine Chance. Das von der Agentur für Arbeit Cottbus organisierte inklusive Frühstück in Doberlug-Kirchhain zeigte, wie beide Seiten davon profitieren können.
Vier Bewerbungen hat Erwin Hoffmann in weniger als einer Stunde eingesammelt. Nach einem Praktikum wird entschieden, ob sie im Herbst eine Ausbildung beginnen können. Der Unternehmer ist zufrieden mit der Ausbeute beim ersten inklusiven Frühstück im Elbe-Elster-Kreis im Refektorium in Doberlug-Kirchhain. Dort treffen Schüler mit Behinderungen oder mit besonderem Förderbedarf auf zahlreiche Arbeitgeber, die händeringend Lehrlinge suchen.
Erwin Hoffmann ist mit seinen beiden Unternehmen, der „Hoffmann Herzberger Stahlbau GmbH“ und mit der „Erwin Hoffmann Metallbau GmbH“ vor Ort. 34 Mitarbeiter sind in beiden Betrieben beschäftigt. Seit rund 30 Jahren gibt es die Firmen. Schon immer wurde hier ausgebildet. Wir nutzen jede Möglichkeit, neue Nachwuchskräfte ins Handwerk zu locken, sagt er. Die Inklusion ist für ihn ein weiterer Baustein, die Lehrlingslücke zu schließen.
Für sein Engagement wurde er mit dem Inklusionspreis ausgezeichnet. Es ist wirklich schwierig geworden, junge Leute für sein Metallbauerhandwerk zu gewinnen. Die Fehler werden schon in der Politik gemacht, so Hoffmann. Er plädiert für eine Zugangsbeschränkung zum Hochschulstudium. Wer einen bestimmten Notendurchschnitt nicht schafft, kann auch nicht auf die Uni, sagt er. Dann hätten wir wieder mehr junge Menschen, die für eine berufliche Ausbildung bereit stehen. Ansprüche an die Bewerber hat er keine großen. Sie müssen wollen, motiviert sein und einen Schulabschluss - egal welchen - haben. „Alles andere machen wir schon.“
Auch Bäckermeister Uwe Gäbler wirbt beim inklusiven Frühstück um neue Azubis. Einen Fachpraktiker für das Bäckerhandwerk bildet er bereits aus. „Klar bedeutet das mehr Aufwand und mehr Zeit, die man investiert. Auf der anderen Seite ist es dennoch lohnenswert. Wir haben ein junges Team. Insgesamt sind 33 Frauen und Männer“, sagt Uwe Gäbler. „Wir bekommen fast 100 Prozent der Lehrlinge durch die Prüfung. Und auch die Übernahmequote sei sehr hoch.“ Die Zukunftsperspektiven des Unternehmens stehen gut.
Das gilt auch für Kim Kaltenmeier. Die 17-Jährige Förderschülerin hat einen Lehrvertrag in der Tasche. Unterschrieben wurde das Dokument beim inklusiven Frühstück. Kim lernt den Beruf Fachpraktikerin für Gebäudereinigung bei der Nemitz Dienstleistungs GbR. Für Unternehmerin Jana Nemitz ist es ein neuer Weg. Sie bildet zum ersten Mal aus.
„Kim kennen wir schon aus dem Schülerpraktikum. Ein Mal in der Woche ist sie bei uns im Unternehmen.“ Aus den Gesprächen entstand dann die Idee, eine Ausbildung zu starten. Acht Mitarbeiter sind im Betrieb beschäftigt. „Wir suchen händeringend nach Menschen, die bei uns arbeiten wollen.“ Ob mit Berufsausbildung oder als Quereinsteiger: „Wir nehmen alles,“ so Jana Nemitz.
Inklusion
Immer mehr Betriebe im brandenburgischen Handwerk entdecken, dass Mitarbeiter mit einer Behinderung besondere und oft ungenutzte Potenziale besitzen. Für das Handwerk, das sich den Herausforderungen des Fachkräftemangels gegenüber sieht, stellen Menschen mit Behinderung einen wertvollen Personenkreis am regionalen Arbeitsmarkt dar.
Mehr Informationen zum Thema finden Sie unter www.hwk-cottbus.de/inklusion
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