"Das bewegt: Präsidentin auf BetriebstourGebäudereiniger der Fa. Dietrich gut im Geschäft
"Das bewegt. Handwerker im Gespräch": Unter diesem Motto startete die Handwerkskammer Cottbus (HWK) eine Reihe von Betriebsbesuchen. Die Unternehmen der Region stehen derzeit vor gewaltigen Herausforderungen. Kammerpräsidentin Corina Reifenstein besuchte gemeinsam mit OSL-Landrat Siegurd Heinze die Gebäudeservice Dietrich GmbH.
Das Gebäudereinigerhandwerk ist eine beschäftigungsstarke Branche, die auf Mobilität angewiesen ist. Die hohen Spritkosten belasten die Unternehmensgruppe Dietrich mit ihren über 200 Fahrzeugen derzeit zusätzlich mit mehreren Hunderttausend Euro.
„Unsere Mitarbeiter sind viel unterwegs. Sie müssen mit dem Auto zu den Objekten fahren. Andere Möglichkeiten wie öffentlicher Nahverkehr funktionieren kaum“, sagt Dipl.-Kfm. Hans-Martin Krupinski, Kaufmännischer Leiter des Unternehmens.
Mehr als 4.000 Mitarbeiter sind in der Unternehmensgruppe an drei Standorten beschäftigt. 1918 wurde die Firma in Wuppertal gegründet. In Senftenberg ist man seit 1995 (seit 1990 in Großräschen) am Start. Die Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass die Wertschätzung gegenüber dieser Branche gestiegen ist. Der Reinigungs- und Desinfektionsaufwand in Pflegeheimen, Krankenhäusern, Schulen usw. war enorm.
Von der Glas- und Fassadenreinigung, Industriereinigung, Unterhaltsreinigungen bis zu allgemeinen Gebäudediensten werden im Handwerksunternehmen ganze Branchenlösungen angeboten. Das Unternehmen arbeitet viel für öffentliche Auftraggeber.
Die Beschäftigten leisten saubere Arbeit. Sie werden längst über Mindestlohn bezahlt. Die neue gesetzliche Regelung – 12 Euro Mindestlohn ab dem 1. Oktober 2022 – ist für das Unternehmen dennoch nicht optimal. Das Geld ist nicht das das Problem. Es ist der Zeitpunkt. Viele Verträge laufen bis Jahresende, die Preise sind kommuniziert. Da muss man jetzt wieder ran. Nicht alle Kunden zeigen dafür immer Verständnis.
Größtes Problem für die Gebäudeservice Dietrich GmbH ist der Fachkräftemangel. „Die meisten unserer Beschäftigten arbeiten in Teilzeit“, sagt Gebäudereinigermeister Robert Mandel, Niederlassungsleiter in Senftenberg. Das Interesse der Jugendlichen an dem Beruf hat spürbar nachgelassen. Gab es früher 15 Bewerber für drei Stellen sind es heute 4. Am Arbeitsmarkt gibt es Dank Vollbeschäftigung auch kaum noch frei verfügbare Kräfte.
Die wegen des Krieges geflüchteten Ukrainerinnen sind da ein Hoffnungsschimmer. „Ab dem 1. Juni 2022 sind die Jobcenter dafür verantwortlich, diese Menschen in Arbeit zu vermitteln“, sagte OSL-Landrat Siegurd Heinze.
„Wir würden schon heute welche einstellen“, sagt Hans-Martin Krupinski. Menschen aus 70 unterschiedlichen Nationen werden beim Gebäudedienstleister Dietrich zurzeit beschäftigt. Es gibt sogar eine eigene App, die Sprachbarrieren im Arbeitsalltag überwindet.
„Die Handwerkskammer Cottbus steht bereit, ihre Mitgliedsbetriebe beim Finden neuer Fachkräfte zu unterstützen“, bekräftigte HWK-Präsidentin Corina Reifenstein. Aus ihrer eigenen Tätigkeit als Geschäftsführerin eines Bauunternehmens hat sie höchsten Respekt vor der Arbeit der Gebäudereiniger. „Wenn wir ein Haus fertig gebaut haben, sind sie das letzte Gewerk, das rein darf und was am wenigsten Zeit hat. Und dennoch schaffen sie es, dass der neue Hauseigentümer sich von Beginn an wohl fühlt in seinem neuen Heim.“
Hintergrund
Im Rahmen des Formats "Das bewegt. Handwerker im Gespräch" besucht Corina Reifenstein, Präsidentin der HWK Cottbus, in regelmäßigen Abständen Betriebe in Cottbus und den Landkreisen des Kammerbezirks.
Ziel ist es, mit Unternehmensinhabern und Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen, um einen Eindruck von den Herausforderungen und Problemen der einzelnen Branchen zu erhalten.
Alle Informationen und Termine zu den Betriebsbesuchen gibt es unter: www.hwk-cottbus.de/serie
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