Innungen fordern dringend Verbesserungen einObermeister diskutieren über Bürokratie- und Abgabenlast
Bürokratieabbau, Energiekosten, Steuerbelastung, Abgabenlast: Das waren Themen, über die die Obermeister des südbrandenburgischen Handwerks gesprochen haben. 35 waren am Dienstagnachmittag in den Meistersaal am Altmarkt gekommen. Dort wurde offen über die Punkte gesprochen. Sie forderten schnelle Verbesserungen für den Mittelstand auf allen Ebenen. Zu dem Zeitpunkt war allerdings noch nicht klar, dass sich Bundesregierung einen Tag später selbst zerlegt.
Rund 40 konkrete Vorschläge zum Bürokratieabbau hatte die Handwerkskammer Cottbus gemeinsam mit anderen Wirtschaftskammern bei der Landesregierung eingereicht. „Im Januar saßen wir noch mit Frau Schneider (Staatskanzlei) zusammen und haben unsere Probleme angesprochen“, sagte Zimmerermeister Marcus Ludwig. „Doch nichts davon wurde umgesetzt.“ Im Gegenteil: Lieferkettengesetz, Abfallgesetz… es wird immer mehr. Mit jeden neuen Gesetz kommen zwei neue Formulare hinzu.
„Da hätten die Bauern Anfang des Jahres mehr erreicht. Sie hatten drei klare Forderungen, die weitgehend erfüllt wurden“, sagte Dachdeckermeister Marco Lecher. Bundesweit demonstrierten die Landwirte damals mit ihren schweren Maschinen. In Cottbus wurden sie von vielen Handwerksbetrieben unterstützt.
Neben Demonstrationen sind die Gespräche mit dem Gesetzgeber hinter den Kulissen ein Weg, Probleme zu beseitigen. Am Ende ist es die Politik, die die Gesetze macht. Insofern dürfe man da den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen. Darüber waren sich die Obermeister einig. Darüber hinaus müsse man aber „laut“ bleiben und sich Gehör verschaffen.
Hartnäckig bei der Sache bleiben
„Ich bin auch nicht zufrieden mit den Ergebnissen, die wir zum Beispiel beim Bürokratieabbau erreicht haben“, sagte HWK-Präsidentin Corina Reifenstein. In vielen Gesprächen mit dem Ministerpräsidenten und mit Ministern bringt sie die Sorgen und Nöte der Handwerksbetriebe vor, fordert schnelle und pragmatische Lösungen ein. „Das Handwerk ist eine Wirtschafts- und Gesellschaftsmacht. Wir sind weder Schönredner noch Schwarzmaler. Wir legen den Finger in die Wunde. Wir machen Vorschläge für ein besser laufendes Land. Es ist Zeit, endlich ins Handeln zu kommen.“ Sie sicherte zu, weiterhin alles dafür zu tun, die Situation für die Unternehmen zu verbessern. Dazu gebe es keine Alternativen.
Was die Betriebe aktuell umtreibt, ist das Thema E-Rechnungen. Ab dem 1. Januar 2025 müssen alle Unternehmen in der Lage sein, E-Rechnungen zu empfangen (Empfangspflicht). Zur Erstellung von Rechnungen ist es weiterhin erlaubt, die Papierform oder andere elektronische Formate zu nutzen, sofern der Rechnungsempfänger dem zustimmt. Ab dem 1. Januar 2028 müssen dann alle Unternehmen im B2B-Bereich E-Rechnungen versenden.
Eine große Hürde stellt die revisionssichere Archivierung der Rechnungen. Marco Lecher gab einen kurzen Einblick in seinen Betrieb. Er habe drei Rechner, mit denen E-Rechnungen erstellt werden. Jeder habe eine eigene Cloud-Lösung, das koste ihn 200 Euro pro Monat, Pro Rechner.
Die Kommunikationsagentur 4iMedia aus Leipzig, gab Einblicke in die Medienwelt und Empfehlungen, wie die Obermeister - die für Zeitungen, Fernsehen, Hörfunk Ansprechpartner ihrer Branche sind – auftreten sollten. Falsche Aussagen oder unüberlegte Kommentare können schnell eskalieren und langfristige Auswirkungen auf das Image des Handwerks haben. „Gerade das Handwerk ist lokal verankert und durch seine Nähe zur Kundschaft geprägt. Da der persönliche Kontakt eine wichtige Rolle spielt, kann eine unbedachte oder ungenaue Aussage das Vertrauen in eine ganze Zunft schnell erschüttern“, so ein Fazit.
HWK-Präsidentin Corina Reifenstein:
"Unsere Betriebe benötigen dringend Entlastungen von ihren Kosten. Lohnzusatzkosten von über 40 Prozent für das arbeits- und lohnintensive Handwerk bringen Geschäftsmodelle von Familienbetrieben in Bedrängnis. Heizungsgesetz, Lieferkettengesetz, wettbewerbsfähige Energieversorgung 2030, sind alles Maßnahmen, die uns im internationalen Wettbewerb nicht vorangebracht haben, sondern eher stagnieren ließen. Für Reparaturen an missglückten Gesetzen haben wir keine Zeit mehr.
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