Gelungene Nachfolge im HandwerkBohrspezialist: "Helen, du machst das!"
Mit 18 Jahren entschied sich Helen Rosenhahn für die Selbstständigkeit. Während sich andere in dem Alter erstmal selbst finden müssen, stand für sie nach dem Abitur die Lebensentscheidung fest.
Heute, knapp acht Jahre später, führt sie die Bohrtechnik Rosenhahn GmbH in Bad Liebenwerda (Elbe-Elster). Ihr Vater Bernd Rosenhahn hatte 1977 das Fundament gelegt und den Betrieb gegründet. Helen übernahm am 1.1.2018 die Geschäfte. Drei Töchter standen damals zur Wahl für die Nachfolge. Die Wahl fiel schließlich auf Helen Rosenhahn. „Du machst das“, sagten die Schwestern, die heute in Österreich und in Potsdam leben.
„Wo ist der Chef? Kann ich den Chef sprechen?“ Diese oder ähnliche Fragen musste sich die sympathische Unternehmerin in der Anfangszeit öfters anhören. „Das ist völlig normal. Schließlich hat mein Vater die Firma 40 Jahre geführt“, sagt die 26-jährige Hochschulabsolventin. Nach und nach erarbeitete sie sich die Anerkennung bei Kunden und Lieferanten. Sie löcherte ihre Mitarbeiter, war oft auf Baustellen draußen, saugte alles an Informationen auf, was sie bekommen konnte. Und sie zog von Beginn an ihren eigenen Stil durch, erledigte den Job auf ihre eigene Art und Weise.
Mitarbeiter sind das Kapital
Neun Frauen und Männer sind im Handwerksbetrieb beschäftigt. Innerhalb der Belegschaft war es nie ein Thema, dass sie als Frau die Chefin eines Handwerksbetriebes in einer ansonsten von Männern dominierten Branche ist.
Die Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital des Unternehmens. „Sie sind absolute Spezialisten mit langjährigen Erfahrungen. Neue Fachkräfte zu finden, ist eine große Herausforderung“, beschreibt Helen Rosenhahn. Sie möchte, dass es den Mitarbeitern gut geht. Bei der Rekrutierung von neuem Personal geht sie auch mal unkonventionelle Wege. So fuhr sie kurzerhand zu einem Bewerber, der bei der freiwilligen Feuerwehr Dienst schob, um ihm im Beisein seiner Kameraden zu sagen, dass sie ihn gerne als Mitarbeiter haben möchte.
Die Mitarbeiter sind auch deshalb so wichtig, weil sie komplette Bohrtechnik nahe alleine reparieren können, wenn nötig. Die Helen Rosenhahn GmbH arbeitet für die öffentliche Hand ebenso wie für Privat- und Gewerbekunden in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Sie bohrten zum Beispiel für den Bergbausanierer LMBV im Knappensee bei Hoyerswerda (Landkreis Bautzen) und holten in einer Hülse die Erdschichten heraus. Für Geologen ist dies die Grundlage, um weitere Sanierungsschritte bei dem ehemaligen Kippengelände zu beschließen.
Anerkannter Name in der Branche
Solche Erkundungsbohrungen sind ein wesentliches Standbein des Unternehmens. Dabei verwenden sie das Trockenbohrverfahren. Mit Luftdruck rammt ein Hammer das Bohrwerkzeug in den gewünschten Tiefen in das Erdreich zur Entnahme von ungestörten Bodenproben. Bernd Rosenhahn war der erste, der diese Technik in der Region einsetzte und die Technik entsprechend optimierte. Von diesen Erfahrungen profitiert das Unternehmen heute noch. Rosenhahn ist ein anerkannter Name in der Branche.
Geht es nach Helen Rosenhahn, soll das auch so bleiben. Sie investierte Anfang des Jahres in einen Lkw. Es ist ihr erstes, eigenes schweres Gerät und ein Zeichen von gutem Wirtschaften. Die restliche Bohrtechnik pachtet sie wie auch das Betriebsgelände bislang von ihrem Vater. Er arbeitet immer noch gern auf Baustellen mit, sein Erfahrungsschatz ist sehr gefragt. Parallel dazu sucht das Unternehmen einen Brunnenbauermeister. Das gestaltet sich jedoch recht schwierig, sodass auch andere Alternativen wie die Qualifizierung eines Mitarbeiters in Frage kommen. Wie auch immer: Helen Rosenhahn wird auch dafür eine Lösung finden. So, wie sie es die letzten dreieinhalb Jahre immer getan hat.
Hintergrund
Im südbrandenburgischen Handwerk wird jeder fünfte Betrieb von einer Frau geführt. Das Potenzial für einen höheren Anteil ist vorhanden. Knapp 2.000 Betriebe stehen in den kommenden Jahren zur Übergabe an.
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